Studienseminar

Allgemeines

Als einziges Bundesland leistet sich Bayern den Luxus der Kleinseminare, die einzelnen Gymnasien zugeordnet sind, anstatt die Ausbildung an zentral eingerichteten Instituten durchzuführen.

Der Vorteil des bayerischen Modells leuchtet aus sicht der Praxis allerdings rasch ein: In Kleinseminaren kann die Ausbildung für Gymnasiallehrer*innen individueller und praxisnäher erfolgen, die fachliche Qualifikation wird ständig vor Ort getestet und spezialisiert, die pädagogische Qualifikation erfolgt in der Theorie durch Fachsitzungen und praktisch durch Hospitationen, Lehrversuche und eigenen zusammenhängenden Unterricht. Konkret läuft das bayerische Modell so ab:

Der erste Ausbildungsabschnitt erstreckt sich von Mitte Februar bis Ende Juli, vom Zwischenzeugnis bis zum Jahreszeugnis. Diesen verbringen die Studienreferendar*innen am Fridericianum als ihrer Seminar- bzw. Stammschule. Hier lernen sie grundsätzliche Techniken des Unterrichtens und die Anforderungen des Lehrberufs kennen, zur Ausbildung gehören neben fachdidaktischen Fragen der Unterrichtsfächer auch wöchentliche Sitzungen in den allgemeinen Fächern Pädagogik, Psychologie, Grundfragen staatsbürgerlicher Bildung sowie Schulrecht/Schulkunde.

Zu Beginn des Ausbildungsabschnitts besuchen die Seminarteilnehmer*innen Unterrichtsstunden der Seminarlehrkräfte. Bereits nach wenigen Tagen beginnen die Studienreferendar*innen mit sog. Unterrichtsversuchen in den Klassen und Kursen der Seminarlehrkräfte nach deren Vorgaben. Diese Stunden werden vom gesamten Fachseminar besucht und ausführlich besprochen. In Fachsitzungen werden didaktische und methodische Aspekte der jeweiligen Unterrichtsfächer behandelt.

Kurz vor bzw. kurz nach den Osterferien schließt sich der sog. zusammenhängende Unterricht an. Die Studienreferendar*innen übernehmen bis zum Schuljahresende in jedem ihrer Fächer eine Klasse oder einen Oberstufenkurs. Sie gestalten ihren Unterricht schon eigenständig, erhalten aber dabei weiterhin Unterstützung und Ratschläge von ihren Seminarlehrkräften und den Betreuungslehrkräften, also den Fachlehrer*innen ihrer übernommenen Klassen und Kursen. Zu ihrer Arbeit gehören nun auch die Konzeption, Korrektur und Bewertung der schriftlichen Arbeiten in ihren Klassen und Kursen. In diese Zeit fällt auch die erste Prüfungslehrprobe: In Anwesenheit einer Prüfungskommission, bestehend aus dem Seminarvorstand und den Fachseminarlehrkräften, halten die jungen Lehrer*innen eine Stunde zu einem vorgegebenen Unterrichtsthema.

Im zweiten Ausbildungsabschnitt, der ein komplettes Schuljahr umfasst, werden die Studienreferendar*innen einer Einsatzschule zugewiesen. Hier entwickeln sie ihre Lehrerpersönlichkeit weiter und unterrichten (in der Regel) eigenverantwortlich.

Viermal im Schuljahr besuchen die Studienreferendar*innen ihre Seminarschule zu so genannten Seminartagen.

An der Einsatzschule wird auch die zweite Prüfungslehrprobe abgehalten. In diesem Ausbildungsabschnitt verfassen die Studienreferendar*innen ihre schriftliche Hausarbeit über ein Thema des Fachunterrichts aus der eigenen praktischen Lehrtätigkeit.

Im dritten Ausbildungsabschnitt kommen die Studienreferendar*innen wieder an ihre Seminarschule zurück.  Auch während dieses Halbjahres werden die Referendar*innene von den Seminarlehrkräften und Betreuungslehrkräften regelmäßig im Unterricht besucht, um sie weiter auszubilden und zu beraten, aber auch zu beurteilen.

Dieser Ausbildungsabschnitt ist geprägt von diversen Prüfungen: Das Kolloquium in Pädagogik und Psychologie, die dritte Prüfungslehrprobe und drei mündliche Prüfungen in den Didaktiken der beiden Unterrichtsfächer sowie in Schulrecht/Schulkunde und in den Grundfragen staatsbürgerlicher Bildung. Sie bilden zusammen mit der Beurteilung den Abschluss der Zweiten Staatsprüfung für das Lehramt an Gymnasien. Etwa Anfang Dezember sind alle Prüfungen absolviert. Der Vorbereitungsdienst endet dann im Februar zeitgleich mit dem Ende des ersten Schulhalbjahres.