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Foto: Wolf

On Duty – Ausflug zur U.S. Army Grafenwöhr

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Wälder, Wiesen und Felder erstrecken sich in jeder Richtung weit über die sanften Hügel der Oberpfalz. Wer hier durch die kleinen, wie zufällig verstreuten Dörfer fährt, wundert sich womöglich darüber, dass sich neben dem normalen Umleitungsschild einer Baustelle mitten in Deutschland ein Straßenschild mit der Aufschrift „ROAD CLOSED“ befindet.

Es ist ein Anzeichen für den US-amerikanischen Armee-Stützpunkt, der sich ein Stück weiter im Ort Grafenwöhr befindet.

Was machen denn Truppen der US-Army in der Oberpfalz?

Ein Besuch in Grafenwöhr, wie ihn Schüler und Schülerinnen des Gymnasium Fridericianum Erlangen auch 2018 machten, konnte zahlreiche Fragen wie diese und andere beantworten und einen Eindruck in das Leben und Arbeiten beim Militär geben.

Im Gespräch mit hier stationierten amerikanischen Soldaten wurde deutlich, dass „location matters“, weil die US-Army Standpunkte zentral in Europa braucht, um sich zusammen mit Verbündeten vorzubereiten, zu üben und zur Verfügung zu stehen, sollte Europa sie brauchen.

André Potzler, der Referent für Presse und Öffentlichkeitsarbeit des  7th Army Training Command, der die Rundfahrt durch das Gebiet mit spannenden Informationen ausgestaltete, unterstreicht, dass sich die Amerikaner hier als Gast sehen.

Allerdings wohl als Gäste, die sich alles, was sie in ihrer Heimat haben, mitgebracht haben. Der Army-Stützpunkt besteht nämlich nicht nur aus Truppenübungsplatz und Panzerwaschanlage: hier liegt mitten in der Oberpfalz eine richtige amerikanische Stadt mit Spielplatz, Grundschule, Krankenhaus, Fitnessstudio, Footballfeld, Kirche, Bibliothek, Anwälten, einer Bank, einer Shopping Mall mit amerikanischen Läden und Fastfood-Ketten, Fahrrädern, die an Straßenlaternen gekettet sind und sogar einer typisch amerikanischen Vorstadt mit einer weiteren gigantischen Kirche, einer amerikanischen Grund- und Mittelschule und Gärten, in denen Kinder spielen. Bewohnt wird sie von den Familien der Soldaten und den Soldatinnen und Soldaten selber. Ganz normal scheint die Stadt allerdings dann doch nicht: egal, ob beim schnellen Mittagessen beim food court, auf den Grünflächen beim Rasenmähen, auf dem Parkplatz mit offener Motorhaube beim Auto reparieren oder auf dem Weg ins Fitnessstudio: ein Großteil der Bewohner trägt Uniform.

Foto: Harmon Clay

Neben diesem städtischen Leben gibt es auch noch ein riesiges Gebiet, von dem allerdings nur ungefähr 20% für militärische Übungen genutzt werden. Der Rest ist eine Art Naturschutzgebiet, welches über 800 bedrohten und geschützten Arten – unteranderem Adlern, Wölfen und übermäßig viel Rotwild – als Heimat dient.

Besonders spannend war es, Fahrzeuge, die zum Minenräumen benutzt werden, von außen und innen zu erkunden und amerikanische Soldaten mit persönlichen und allgemeinen Fragen zu löchern. Es wurde von Adrenalinschüben erzählt, die einen im Einsatz alles Unwichtige ausblenden lassen, von Kameradschaft, die verbindet, davon, dass das gute Training einem die Angst vor dem eigenen Tod nimmt aber auch, dass man sich persönlich durch Waffengebrauch schützen können muss, wenn das eigene Leben gefährdet wird.

Foto: Harmon Clay

Beeindruckt, aber auch ein wenig schockiert, ging es weiter zur Bundeswehr, welche den Truppenübungsplatz ebenfalls nutzt. Im Gegensatz zu den unglaublich lockeren Amerikanern, herrschte hier ein anderer Ton. Zum Beispiel durfte man aus Sicherheitsgründen die schweren Uniformwesten nur in den Händen, aber nicht tatsächlich am Körper tragen. Doch auch bei den deutschen Soldaten war es interessant: mangelnde Privatsphäre, unglaublich gute Nachtsichtgeräte mit Wärmebildfunktion und der neue Schützenpanzer Puma waren Thema. Leider konnte jedoch die Frage, was denn passieren würde, wenn sich zwei Pumas bekämpfen würden nicht ausreichend beantwortet werden. Wohl einfach, weil Deutschland die einzige Nation mit diesen Panzern ist.

Gedankenansätze von kritisch bis begeistert begleiten die Schülerinnen und Schüler wieder zurück durch die hügeligen Wälder, Wiesen und Felder, weg von der amerikanischen Stadt und dem Ort, an dem Menschen überzeugt weiterarbeiten, obwohl sie dem Krieg ins Auge gesehen haben. Oder vielleicht gerade deswegen?

Pauline Grimmer und Maya Kandler