Latein
Verwandtschaft:
Latein hat als Mutter folgende Tochtersprachen: Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Rumänisch und Französisch. Diese Sprachen haben sich aus den Dialekten des Lateinischen gebildet. Doch auch Deutsch oder Englisch haben sehr viele Fremdwörter von den Römern übernommen. Manche sind zu Lehnwörtern geworden und wie selbstverständlich in unsere Sprache übernommen worden (z.B. Ziegel, Eimer, Wein und viele andere). Durch das Erlernen der lateinischen Sprache tritt diese Übernahme mehr in unser Bewusstsein und es kommt bei den Schüler*innen fast täglich zu Aha-Erlebnissen.
Spiegel:
Ob es sich um die Sprache, den Mythos, die Religion, die Politik, die Philosophie oder das Recht handelt: Alles verweist uns auf die Antike, alles finden wir in Varianten auch in alten Zeiten, die uns exemplarisch viele bekannte Probleme und Modelle für Problemlösungen spiegeln. In den lateinischen Zeugnissen erleben die Schüler*innen, wie damals über Ähnliches nachgedacht und damit gelebt worden ist. Diese fortwährenden Zeitreisen relativieren die Gegenwart und erweitern den Horizont.
Profit:
Der Satz „Contra pestem Coronam multa medicamina varia existunt.“ (klingt vielleicht optimistisch) dürfte von gebräuchlichen Fremd- und Lehnwörtern her zu erschließen sein: „Gegen (vgl. kontra) die Krankheit (Pest) Corona (lat. Kranz) gibt es (existieren) viele (multi-) verschiedene (vgl. Variante) Arzneien (Medikamente)“. Latein bietet umgekehrt eine Hilfe für das Verstehen von Fremd- und Lehnwörtern, die in der deutschen Sprache zu 80 Prozent aus dem Lateinischen stammen.
Außerdem ist das Verstehen und Anwenden der vielen lateinischen Sprichwörter und Wendungen, die in unseren Alltag eingeflossen sind, plötzlich kein Problem mehr: z.B. der Segen des Papstes urbi et orbi, die Ordensregel der Benediktiner ora et labora, die juristisch immer wieder umstrittene Regel nulla poena sine lege, das Lebensmotto carpe diem oder auch die ethisch-moralische Klausel de mortuis nihil nisi bene. Nicht ohne Grund gilt das Latinum auch heute noch als ein Indiz guter Allgemeinbildung.
Komposition:
Sprache ist das Werkzeug, um Sätze und Texte zu komponieren, nach bestimmten Kriterien harmonisch und stimmig zu gestalten. Durch das analytische Vorgehen am geschriebenen Wort und den vertiefenden Umgang mit Texten bekommen unsere Schüler*innen zunehmend ein Gespür dafür, die Feinheiten und Nuancen von Sprache zu erahnen. Sie werden in ihrer Textkompetenz gefördert, was uns allen im digitalen Zeitalter verlorenzugehen droht.
Wegweiser:
Die jungen Menschen sind bei der Vielzahl der Möglichkeiten, aber auch der Schwierigkeiten in der modernen Welt zunehmend verunsichert. Sie suchen Halt und Orientierung gerade in der Zeit der Pubertät. Die Philosophie, die im Lateinunterricht ab der 10. Klasse eine immer größere Rolle spielt, hilft ihnen dabei, unterschiedliche Lebensansichten in allen Konsequenzen zu durchdenken und auf ihr eigenes Leben zu beziehen. Sie sollen dadurch befähigt werden, ihre eigenen Wertvorstellungen zu entwickeln und danach zu leben.
Technik:
Hier sind nicht unbedingt die bewundernswerten technischen Errungenschaften der Römer gemeint (z.B. Beton, Ziegel, Brücken und Aquädukte, Straßenbau und Infrastruktur; übrigens in der Medizin auch der „Kaiserschnitt“ u.a.). Es geht hier um die Technik des problemlösenden Denkens, das im Lateinunterricht exemplarisch anhand der Inhalte, sei es politisch, philosophisch oder mythologisch, geübt wird. Es geht um die Technik, nach dem Erkennen einer Problemstellung, die meist das eigene Leben betrifft, kreative Lösungswege zu entwickeln.
Skalpell:
Lateinische Texte übersetzen und verstehen bedeutet, sie zu sezieren. Der logische Aufbau der lateinischen Sprache nach festen grammatikalischen Regeln zwingt zu analytischem Vorgehen, vor allem wenn man längere Passagen antiker Autoren knacken will. Die Vorgehensweise, das Skalpell richtig anzulegen, wird ab der 5. Klasse mit verschiedenen Methoden eingeübt. Dabei wird das Phänomen Sprache auch auf einer Ebene durchdrungen, wie es sonst im Fremdsprachenunterricht nicht üblich ist: Durch das akribische und präzise Vorgehen werden nämlich syntaktische und semantische Feinheiten erst wahrgenommen und hinterfragt.
Zeitreise:
Eine Reise in fremde und ferne Kulturen hat die Schüler*innen schon immer interessiert, vor allem wenn sie dorthin führt, wo sich unsere Wurzeln befinden. Der Lateinunterricht bietet durch seine Themen schon in den Schulausgaben der Unterstufe die Möglichkeit, die Welt der Römer über verschiedene Lernkanäle genau zu erforschen und kennenzulernen, was unsere Fünftklässler sehr fasziniert.
Fitness:
Latein lernen bedeutet Sprachtraining, sowohl hinsichtlich der Kompetenzen in der Muttersprache als auch beim Erwerb anderer Sprachen. Auch für Kinder mit Migrationshintergrund ergibt sich durch Latein sowohl das Gefühl der Verbundenheit mit der Klasse (alle Schüler*innen lernen hier Neues) als auch durch das intensive Grammatiktraining eine Hilfestellung für das Erlernen und den Umgang mit der deutschen Sprache.
Außerdem werden unsere Fünftklässler*innen gleich von Beginn an in Methodik, Konzentration und Gründlichkeit beim Erlernen der Vokabeln sowie in zunehmender Selbstorganisation fit gemacht.
Ausgleich:
Latein wird in erster Linie an vorgelegten Texten unterrichtet, was für viele Schüler*innen einen stimmigen Ausgleich zu dem in erster Linie auf Kommunikation ausgerichteten Unterricht in den modernen Fremdsprachen bedeutet. Es lässt sich, auch anhand des Notenbildes, durchaus feststellen, dass die Art, Latein zu lernen, für manch einen Schüler, vor allem wenn er für den visuellen Lernweg prädestiniert ist, auch ein sehr willkommener Ausgleich ist, der ihm Sicherheit bietet. Außerdem: Latein spricht sich so, wie man es schreibt.
Luxus:
Es soll hier darauf verzichtet werden darzulegen, welchen Nutzen das Erlernen von Latein für den späteren Gelderwerb hat. Wer danach fragt, hat nicht ganz verstanden, worum es eigentlich geht. Latein legt Fundamente für vieles, was im Leben einmal von Bedeutung sein wird (s. andere Buttons. Hier verbirgt sich unter den Buttons für Spaß und Profit wie von selbst die meiste Information.). Latein gelernt zu haben ist ein gewisser Luxus im Leben, den man sich später in unserer beschleunigten Welt nicht mehr gönnen kann und wird.
Schönheit:
Die Schönheit römischer Architektur, die Eleganz, die Konstruktionen, die Pracht, all dies wird jeder erkennen, der einmal nach Rom gefahren ist. Die ganze Stadt ist durchdrungen von den bewundernswerten Zeugnissen der Römer.
Doch Schönheit lässt sich auch bei den antiken Autoren finden, nämlich in der bewussten Wortwahl, Stellung und Anordnung im Satz, ob es sich nun um die sprachliche Eleganz und die wohl gewählten Worte eines Cicerotextes handelt, die betont sachliche Nüchternheit im Ausdruck bei Caesar, die spitzfindige und durchtriebene Raffinesse des spannungsgeladenen Satzbaus in den satirischen Epigrammen des Dichters Martial oder die exakten Beschreibungen und das versierte Spiel mit der Sprache überhaupt beim Dichter Ovid. Viele weitere Beispiele ließen sich hier anführen.
Spaß:
Lateinunterricht ist abwechslungsreich und vielseitig, was die Inhalte und die Methoden (z.B. vielfältige Hilfen beim Vokabellernen, aber auch Computerprogramme mit Entdeckungsreisen) angeht. Selbst der Unterricht außerhalb der Schule kommt hier nicht zu kurz: Museen und Ausstellungen werden besucht. Die Antike wird nicht nur durch computeranimierte Entdeckungsreisen, sondern auch durch Klassenfahrten (z.B. nach Weißenburg oder auch Rom), anschaulich und lebendig.
Sehr viel Freude bereitet vor allem den Schüler*innen in der Unterstufe das genaue Kennenlernen der antiken Mythen, die immer wieder auch szenisch umgesetzt werden. In der Mittel- und Oberstufe setzen sie sich dann mit den menschlich-psychologischen Mustern und Strukturen, die sich hinter den mythologischen Gestalten verbergen, intensiver auseinander.
Zeitersparnis:
Auf dem grammatikalischen Gerüst von Latein als erster Fremdsprache kann z.B. der Englischunterricht viel effektiver aufgebaut werden, was generell für das Erlernen anderer Sprachen gilt. Latein wird als System gelernt, das sich auf andere Sprachen übertragen lässt.
Auch sind ca. 60 Prozent des Wortschatzes aus dem Englischen vom Lateinischen abzuleiten. Wortschatz und Grammatik können schneller und leichter gelernt bzw. gleich verstanden werden.
Nebenbei: Mit dem Latinum, das mit Ablauf der 10. oder (in bestimmten Fällen) 9. Klasse erreicht werden kann, erspart sich manch ein Student an der Universität die Zeit, dieses für bestimmte Studiengänge noch nachlernen zu müssen.
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