Studienseminar

Vom »Seminarium Philologicum« zum Studienseminar

Seminare allüberall: Priesterseminare (derzeit eher schlecht besucht), P- und W-Seminare in der G8-Oberstufe, Seminare an Universitäten (je nach Fachrichtung gelegentlich überfüllt), Seminare für alle Lebenslagen (je nach Geschmack) und schließlich Studienseminare in Bayern (um die es hier geht).

Ursprünglich stammt der Begriff aus der Botanik in der Verwendung für »Pflanz- und Baumschule«, abgeleitet von lat. semen = ›Samen, Setzling, Sprössling‹, und gelangte dann im 17. Jahrhundert, im Zusammenhang mit der universitären Ausbildung, als Fremdwort ins Deutsche. In diesem Sinne war der Ritterakademie (der »Academia Equestris«), der Vorläuferin des Erlanger Gymnasiums, spätestens seit 1704 ein »Seminarium« angegliedert, eine Art Lateinschule, welche die jungen Adeligen für die Akademieausbildung befähigen sollte.

1777 wurde an der Erlanger Universität ein »Seminarium Philologicum« eingerichtet, das als Lehrerbildungsanstalt für die Lehrer an Gymnasien diente.

1827 erhielt der Rektor des Erlanger Gymnasiums (das seit 1820 »Königlich-bayerische Studienanstalt« hieß) gleichzeitig die Berufung zum Direktor des Seminarium Philologicum. So vereinte Ludwig Döderlein in seiner Person die theoretische und praktische Ausbildung angehender Altphilologen. Am 1. Mai 1893 wurde dem »Königlich bayerischen Humanistischen Gymnasium« zu Erlangen erstmalig ein pädagogisch-didaktisches Seminar für Altphilologen zugewiesen, das – mit Unterbrechungen durch die Kriegsjahre – bis heute existiert.

Ab dem Schuljahr 1947/48 konnte wieder eine geregelte zweijährige Ausbildung organisiert werden, wobei neben dem Direktor Paul Kegler, der als Seminarvorstand Praktische Pädagogik und Geschichte lehrte, Seminarlehrer für Latein, Griechisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Erdkunde und Turnen benannt wurden. Dieses breite Fächerangebot ging in dem Moment zurück, als weitere höhere Schulen in Erlangen wieder ihren Betrieb aufnehmen konnten, erhalten blieben dem Humanistischen Gymnasium die alten Sprachen und Deutsch.

1962 gesellte sich ein Religionsphilologisches Seminar hinzu, dessen Einrichtung nötig geworden war, weil die evangelischen Geistlichen, die automatisch die Lehrbefähigung für den Religionsunterricht in allen Schularten hatten, nicht mehr alle Stunden abdecken konnten. Zudem drängten junge Frauen, die damals in Bayern noch nicht ordiniert werden konnten, als Theologinnen in die Schulen.

Vom Februar 2008 bis zum Februar 2017 richtete das Kultusministerium noch ein Englisch-Seminar am Fridericianum ein. Dem folgte das Seminar Sport männlich, so dass vielerlei verschiedene Kombinationen hausintern ausgebildet werden können. In Kooperation mit dem Ohm- und Christian-Ernst Gymnasium, gelegentlich auch mit Spardorf oder Fürther bzw. Nürnberger Schulen, lassen sich alle denkbaren Fächerverbindungen versorgen. Ab Februar 2016 wurde das GFE zudem für die neu geschaffene Satellitenausbildung am Gymnasium Herzogenaurach zuständig: Dort werden Studienreferendarinnen in Mathematik und Sport weiblich ausgebildet, wobei die allgemeinen Fächer (Pädagogik, Psychologie, Schulkunde, Staatsbürgerliche Bildung) am GFE stattfinden.

Eine ausführlichere Geschichte des Studienseminars wurde für die Festschrift zum 275jährigen Bestehen der Schule verfasst, sie können diesen Beitrag hier lesen.